Frage wo du stehst, Teil 4
In Schlatt sind die Hydranten derart mit der Umgebung verschmolzen, dass sie schon fast nicht mehr wahrgenommen werden.
Moderne Hydranten haben diese limettengelbe Farbe, genauso wie die dazu passenden Feuerwehrautos, und einen feuerroten Hut obendrauf. Zu diesem Thema scheint in Schlatt die Zeit stillzustehen. Einem grossen Teil der Hydranten sieht man an, dass sie schon recht in die Jahre gekommen sind.
Eine Schulklasse hat sich, vor langer Zeit, darangemacht, die Hydranten aufzuhübschen, und sie mit Farbe gestaltet. Auch von dieser künstlerischen Intervention sind heute nur noch einzelne, verbleichte Farbfragmente zu sehen. Der Zahn der Zeit nagt an den Löschwasserspendern.
Anscheinend ist die Sicherheit trotzdem gewährleistet, kein Feuerwehrkommandant würde sich in dieser Hinsicht etwas zuschulden kommen lassen. Die massive Bauweise ist nicht kaputt zu kriegen, die Hydranten erfüllen noch Jahre ihren Dienst.
Alt muss in diesem Fall nicht unbedingt mit ineffizient gleichgesetzt werden. Vermutlich besteht die Chance auf einen Austausch nur dann, wenn ein Hydrant sich mutig einem ausser Kontrolle geratenen Auto in den Weg stellt.
Das scheint in Schlatt selten oder gar nie der Fall zu sein. Wir werden in Schlatt nachfragen, warum ein Auffallen um jeden Preis nicht immer nötig ist und wieso die Hydranten hier ein überdurchschnittlich hohes Alter erreichen.
In Schlatt setzt man voll auf Funktionalität. Nur damit die Hydranten schöner aussehen, ist das noch lange kein Grund die alten Modelle zu ersetzen. Alle Hydranten werden von der Herstellerfirma jährlich gewartet und in Schuss gehalten. Die Kosten dafür werden von der Gebäudeversicherung getragen.
Der älteste Hydrant, der in Schlatt seinen Dienst verrichtet, hat Jahrgang 1972 und wird wohl noch eine Weile in Betrieb bleiben. Der einzige Grund einen Hydranten auszutauschen, scheint wirklich nur der Kontakt mit Fahrzeugen zu sein, die von der Fahrbahn abkommen. Darum hat jeder Hydrant auf Terrainhöhe eine Sollbruchstelle. Diese soll sicherstellen, dass bei einem Unfall einfach nur der Hydrant ausgetauscht werden kann und nicht die ganze Wasserzuleitung, aufwändig ausgegraben werden muss.
Die Hydranten hängen am selben Netz wie das Trinkwasser, das von der Wasserversorgung unterhalten wird. Diese sorgt auch dafür, dass im Brandfall genügend Löschwasser zur Verfügung steht und das Trinkwassernetz deswegen nicht zusammenbricht.
Die alten Hydranten wurden mit einer verzinkten Oberfläche ausgeführt und eigneten sich bestens zum bemalen. Auch in Schlatt wurden die Hydranten einst dekorativ bemalt, Farbreste zeugen heute noch davon. Wann und wer die Hydranten damals gestaltet hat ist auch im Gemeindehaus nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Hydranten der neusten Generation sind vollflächig Emailliert, auf dieser glasähnlichen Oberfläche haftet keine Farbe. Ein Aufhübschung durch Schülerhand wird es darum in Zukunft nicht mehr geben.
Die Standorte der Hydranten sind kartiert. Unter anderem arbeitet auch die Feuerwehr im Einsatz mit diesen Karten. Darum ist es nicht zwingend notwendig für den Hydranten, um jeden Preis aufzufallen und sich von der Umgebung mit knalligem Limettengelb abzuheben. Der Lebensdauer eines Hydranten ist somit kein Limit gesetzt, es geht eben nichts über „Made in Switzerland“.
16.07.2025/Gu