Das Dorf im Dorf
Zum Internationalen Tag der Gebärdensprache öffnet die Stiftung Schloss Turbenthal ihre Türen. Die Bewohner und Bewohnerinnen zeigen was sie können.
Das Gehörlosendorf der Stiftung Schloss Turbenthal ist aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken. Unauffällig und gepflegt steht das kleine Dorf mitten in Turbenthal. Wer die Anlage nicht kennt, nimmt sie als solche gar nicht wahr. Diesen Dienstag hatten die Anwohner aus der näheren und weiteren Umgebung die Möglichkeit einen Blick in die Werkstätten und Ateliers zu werfen und zum Thema Gebärdensprache etwas dazu zu lernen.
In der Schweiz gibt es nur gerade drei vergleichbare Institutionen wie das Gehörlosendorf in Turbenthal. Die Stiftung beherbergt ca. 70 Bewohner und stellt 110 geschützte Arbeitsplätze für externe Mitarbeiter zur Verfügung. Betreut werden diese durch gut 115 Mitarbeiter die sich gemeinsam 80 Vollzeitstellen teilen.
Auf einem Rundgang durch die Arbeitsräume eröffnet sich dem Besucher eine breite Palette vom Möglichkeiten die den Gehörlosen angeboten werden. Zum Betrieb gehört eine Schreinerei, eine mechanische Werkstatt, eine Gärtnerei und ein paar Ateliers. Für jeden Bewohner wird eine Beschäftigung gefunden die seinen motorischen Fähigkeiten entsprechen. Das kann vom zählen und abpacken von Produkten bis zum Bedienen der grossen Maschinen in den Werkstätten gehen.
Was sie alle miteinander verbindet ist die Beeinträchtigung des Gehörs die das Sprechen schwierig oder unmöglich macht. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass hier nicht kommuniziert wird. Mit grosser Freude präsentieren die Beeinträchtigten ihre Arbeiten und erzählen, in einer Kombination aus Gebärdensprache und phonetischen Lauten, den Besuchern aus ihrem Leben. Hochkonzentriert versuchen die Besucher den Ausführungen zu folgen und finden irgendwie den Draht mit „Händen und Füssen“.
Die Gebärdensprache zu lernen ist ähnlich aufwändig wie jede andere Fremdsprache. Dabei ist es sehr hilfreich auf die eigene Gestik beim sprechen zu achten. Viele unserer unbewussten Bewegungen werden in die Gebärdensprache übernommen. Wichtig dabei ist immer der Blickkontakt, eine langsame hochdeutsche Aussprache für das Mundbild und eine bewusste Mimik. Damit können sie schon viel mit den Bewohnern kommunizieren. Versuchen sie es einfach, die Menschen im Gehörlosendorf haben einiges zu erzählen.
23.09.2025/Gu